Loviisa, Finnland, Juli 2023
Loviisa ist eine ruhige Kleinstadt an der Südküste Finnlands, etwa eine Autostunde östlich von Helsinki. Viel Verkehr gibt es hier nicht. Ampeln? Auch nicht. Und viele Straßen im Ortskern sind nicht asphaltiert, sondern bestehen aus festgefahrenem Sand und Schotter. Das ist mir inzwischen in mehreren finnischen Orten aufgefallen.
Das Zentrum ist kompakt und geprägt von gut erhaltenen Holz- und Backsteingebäuden. Besonders ins Auge fällt die große neogotische Kirche (erbaut zwischen 1862 und 1867) mit ihrem roten Mauerwerk und dem spitzen Turm. Für das Baumaterial wurde damals eine kurz zuvor im Krimkrieg zerstörte, nahe gelegene Seefestung recycelt.
Wenn man durch Loviisa läuft, denkt man also vermutlich nicht sofort an den Weltraum. Und doch trägt ein Asteroid seit 1983 den Namen dieser Stadt. Irgendwie passt das. Loviisa wirkt tatsächlich ein bisschen wie ein kleiner Himmelskörper, der in aller Ruhe und ganz weit draußen seine Bahn zieht – abseits des Trubels, bedeckt von Staub und Schotter.
Wer nach dem Blick in den Kosmos wieder festen Boden unter den Füßen braucht, folgt am besten dem Myllyharju-Wanderweg. Er beginnt direkt an der Kirche und führt auf einem breiten, sanft ansteigenden Pfad durch einen lichten Kiefernwald (Harzduft inklusive). Irgendwo dort zwischen den Bäumen steht noch ein altes Küstengeschütz aus der Zeit des Kalten Krieges. Solche Geräte waren Teil des finnischen Küstenverteidigungssystems, das mögliche Angriffe über die Ostsee abwehren sollte. Ob das Ding heute noch funktioniert, bezweifle ich – konnte es mangels passender Munition aber auch nicht ausprobieren. Die Segelboote vor Loviisa sind also vorerst sicher.
























