Eine Reise um Europa
Es begann - wie so viele mäßig durchdachte Ideen - mit einem Blick auf eine Landkarte. Ich saß da, betrachtete die Küstenlinie Europas und dachte: Was wäre, wenn man einfach loszieht und immer der Küste folgt? Immer am Wasser entlang, von Bucht zu Bucht, von Klippe zu Klippe, von Fischbude zu Fischbude. Man könnte sehen, wie sich die Welt langsam verändert - nicht in plötzlichen Sprüngen, wie wenn man aus einem Flughafen tritt und sich in einer völlig fremden Stadt wiederfindet, sondern Schritt für Schritt, Welle für Welle, in einem fließenden Übergang.
Die Farbe der Häuser würde allmählich von Weiß zu Backsteinrot wechseln, die Luft erst nach Salz und Thymian, dann nach Kiefernharz und Räucherfisch riechen. Und doch bliebe wohl alles auch irgendwie gleich, oder? Ob in einer portugiesischen Fischerkneipe, an einem norwegischen Fjord oder in einem griechischen Hafen – tragen nicht all diese Orte etwas Gemeinsames in sich, geformt von Wind, Wasser und dem Leben an der Küste?
Also bin ich losgezogen. Nicht um berühmte Sehenswürdigkeiten abzuhaken, sondern um die Atmosphäre dieser Orte zu erkunden. Ich möchte einfach das fotografieren, was da ist: Küstenstraßen im Morgenlicht, verlassene Fischerboote, raue Steilküsten und sanfte Strände, verschlafene Dörfer und belebte Promenaden. Es geht mir nicht darum, einen Reisebericht zu schreiben oder Tipps für den perfekten Urlaub zu geben. Ich will im Bild festhalten, wie ein Ort sich anfühlt, wenn man ihn durchstreift. Wie das Licht morgens durch eine Gasse fällt, wie Möwen über einem leeren Hafen kreisen, wie Wellen unermüdlich gegen eine Felsküste schlagen.
Natürlich gelingt mir das nicht immer. Manchmal spielt das Wetter nicht mit, manchmal ist die Zeit zu knapp – und manchmal passt einfach die Stimmung nicht. Es gibt Orte, mit denen ich nicht richtig warm werde, und vielleicht gibt es auch Orte, die mich nicht so richtig mögen. Ich habe gelernt, das nicht persönlich zu nehmen.
Inzwischen habe ich fast die gesamte Mittelmeerküste bereist, habe die alten Hafenstädte Kroatiens besichtigt, die Klippen der Amalfiküste bewundert und bin an den Stränden Spaniens spazieren gegangen. Ich war auch schon im hohen Norden, wo meine Route durch die Schärenlandschaften Schwedens und Finnlands führte. Und die Reise ist noch lange nicht zu Ende. Die rauen Felsküsten Norwegens, die windgepeitschten Strände Schottlands, die Klippen der Bretagne und die stillen Buchten des Baltikums warten noch auf mich.
Nach und nach fügt sich eine Bildersammlung zusammen, die zeigt, wie vielfältig Europas Küstenorte sind. Manche sind laut und geschäftig, andere verschlafen. Manche scheinen das Ende der Welt zu sein, andere ihr Mittelpunkt. Die meisten sind voller Geschichte – einige sind einfach nur nass.