Mäntyluoto, Finnland, Juli 2023
Mäntyluoto, Finnland, Juli 2023
Mäntyluoto ist kein malerisches Fischerdorf, sondern ein Industriehafen am Rande der Stadt Pori. Hier werden vor allem Holz, Papier und Zellulose verladen. Kräne ragen in den Himmel und Frachter liegen schwer im Wasser. Der Ort hat nicht unbedingt viel Charme im klassischen Sinn, dafür ist er aber fotografisch spannend, gerade weil er so nüchtern ist: klare Linien, Strukturen, Schatten, das Nebeneinander von Wasser und Stahl. Nicht weit entfernt steht außerdem der Leuchtturm von Kallo, der seit 1903 in Betrieb ist und zu den wenigen in Finnland gehört, die man direkt mit dem Auto erreichen kann. Praktisch.
Meine Fototour in Mäntyluoto war dann allerdings viel schneller vorbei als geplant. Schon nach ein paar Minuten wurde ich von zwei Männern in schwarzen Uniformen gestoppt, schwer bewaffnet und mit sehr ernster Miene. Sie kontrollierten meinen Ausweis und meine Kameras, blätterten auf dem Kameradisplay ewig durch meine Fotos und stellten viele Fragen. Auf meine Gegenfrage, was ich jetzt hier konkret falsch gemacht hätte, kam die knappe Antwort: „Sie sehen aus, als hätten Sie sich als Tourist verkleidet.“ Das war’s. Keine weitere Erklärung, keine Relativierung. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das ein Kompliment war.
Zum Schluss erfolgte eine durchaus freundliche Aufforderung, die Gegend schnellstmöglich zu verlassen. Leider hatte ich bis dahin nicht einmal eine Handvoll Bilder im Kasten, was für dieses Projekt natürlich nicht reicht. So schnell wollte ich also noch nicht aufgeben. Zwischen hier und dem benachbarten Yyteri führt ein Küstenwanderweg durch Dünen, Wald und Sandstreifen. Da bin ich hin. Aber aus Sorge, gleich wieder meinen neuen Freunden in den schwarzen Uniformen zu begegnen, blieb ich dann doch nur kurz, kaum länger als ein paar Minuten. Es reichte immerhin, um noch zwei schöne Aufnahmen vom Strand zu machen.
Vielleicht sollte ich mir für den nächsten Finnlandbesuch wirklich ein anderes Hemd aussuchen.