Jersey, Kanalinseln, Oktober 2025
Jersey, Kanalinseln, Oktober 2025
Jersey liegt sowohl geografisch als auch atmosphärisch irgendwo zwischen England und Frankreich. Die Ortsnamen sind französisch, die Autos fahren links und die Möwen schreien zweisprachig.
Auch politisch ist die Insel ein Sonderfall: Sie ist kein Teil des Vereinigten Königreichs, sondern eine sogenannte Kronbesitzung mit eigener Regierung. Somit gehört Jersey zwar dem britischen König, aber nicht zum Vereinigten Königreich. Es ist kompliziert.
Die 35.000 Einwohner zählende Hauptstadt St. Helier wirkt wie ein etwas zu ambitionierter Küstenort und ist zugleich das wirtschaftliche Herz der Insel: ein paar moderne Fassaden, ein paar viktorianische Gebäude, dazu viel Wind. Es riecht nach Fisch und Geld. Jeder Fünfte der insgesamt 100.000 Bewohner der Insel arbeitet im Finanzsektor.
Außerhalb der Stadt zeigt sich die Insel überraschend vielseitig. Im Norden gibt es hohe Klippen, im Süden weite Sandstrände, zerklüftete Buchten und kleine Dörfer, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Die Küste ist rau und ständig im Wandel. Der Tidenhub gehört zu den größten weltweit: Bei Ebbe zieht sich das Meer kilometerweit zurück und legt eine Landschaft aus Felsen, Algen und Pfützen frei, die man nur mit Gummistiefeln und Geduld betreten sollte. Wer sich auskennt, findet dort Austern, wer nicht, rutscht aus.
Boote liegen im Sand wie vergessene Spielsachen. Türme und Festungen, die eben noch auf Inseln standen, kann man plötzlich zu Fuß erreichen.
Das Meer kommt, das Meer geht.
Das Geld bleibt.